Hohe Heilungsrate in der Therapie des Speiseröhrenkrebs

Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikums OWL, forscht mit seinem Team zur Verbesserung der Therapie des Speiseröhrenkrebses.

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Therapieaussichten bei der Diagnose Speiseröhrenkrebs eher schlecht. Die Überlebensrate der Patientinnen und Patienten betrug nur circa 20 Prozent. Dank innovativer Forschung und neuer Therapiekonzepte hat sich diese Prognose inzwischen deutlich verbessert. Prof. Dr. Jens Höppner, der seit 2024 die Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum OWL leitet, hat mit seiner Forschung maßgeblich zu diesen Entwicklungen beigetragen.

Ein schleichender Schmerz beim Schlucken, unerklärliche Gewichtsabnahme und anhaltendes Sodbrennen – all das sind Symptome, die oft zu spät ernst genommen werden. So erging es auch Michael K.*, einem 57-jährigen Lehrer, der lange Zeit dachte, es handele sich nur um gelegentliche Verdauungsprobleme. Als die Beschwerden zunahmen, suchte er Hilfe und erhielt am Klinikum Lippe die Diagnose Speiseröhrenkrebs. (*Name geändert)

Speiseröhrenkrebs, in der Fachsprache Ösophaguskarzinom genannt, ist weltweit auf dem Vormarsch. Besonders das Adenokarzinom, eine Krebsvariante, die in den Drüsenzellen beginnt, tritt häufiger auf. Diese Zellen produzieren normalerweise Schleim oder andere Flüssigkeiten. Beim Adenokarzinom wachsen die Zellen aber unkontrolliert und bilden einen Tumor. In der Speiseröhre entsteht das Adenokarzinom oft durch ständigen Reiz, zum Beispiel durch aufsteigende Magensäure. Es ist eine der häufigeren Formen von Speiseröhrenkrebs, insbesondere in Nordamerika und Westeuropa und wird auch als „Wohlstandskrebs“ bezeichnet.

Früher war die chirurgische Entfernung des Tumors die alleinige Behandlung. Doch neue Studien zeigen, dass die Kombination von Chemotherapie und Operation deutlich bessere Ergebnisse liefert. Prof. Dr. Jens Höppner leitet die ESOPEC-Studie, die zwischen 2016 und 2023 durchgeführt wurde und an der 438 Patientinnen und Patienten teilnahmen. Die Ergebnisse sind wegweisend: Eine Chemotherapie vor und nach der Operation erhöht die Überlebensrate auf mehr als 57 Prozent, während eine Operation und die Kombination mit Bestrahlung deutlich geringere Erfolge zeigen. Die Studienergebnisse stellen einen internationalen Meilenstein für die Krebsbehandlung dar und wurden in der weltweit einflussreichsten medizinischen Fachzeitschrift, dem „New England Journal of Medicine“, im Januar 2025 veröffentlicht.

Für den Patienten Michael K. war nach ausführlicher Aufklärung und Beratung die Entscheidung daher klar: Er wurde nach dem neuen Schema behandelt. Heute ist er krebsfrei. „Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, von dieser Methode zu profitieren,“ sagt er.

Besonders bemerkenswert: Bei 17 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer war nach der Chemotherapie gar kein Tumor mehr nachweisbar. Das bedeutet, dass eine Operation in einigen Fällen gar nicht mehr notwendig war. Doch wie erkennt man, wer auf die Operation verzichten kann? Prof. Dr. Höppner und sein Team arbeiten weiter intensiv an dieser Frage und suchen nach Biomarkern oder anderen diagnostischen Methoden, um diese Patientengruppe schon vor der Operation zu identifizieren. Eine neue, vom Bundesforschungsministerium geförderte Studie der Universität Bielefeld soll weitere Erkenntnisse liefern und die Therapie des Speiseröhrenkrebses noch präziser und schonender gestalten.

Am Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikums OWL in Detmold werden alle Patientinnen und Patienten mit Speiseröhrenkrebs mit den modernen und erfolgreichsten Therapieprotokollen behandelt. Die robotische Operation beispielsweise ist hier ein Routineeingriff. Die Patienten haben die Möglichkeit, durch die Teilnahme an klinischen Studien auch von den neusten erfolgversprechenden Behandlungen zu profitieren. Das Team der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Lippe unter der Leitung von Prof. Dr. Jens Höppner bietet Patientinnen und Patienten hierfür eine persönliche Beratung in der Spezialsprechstunde für Speiseröhrenerkrankungen an. Termine können telefonisch unter 05231 72-1151 vereinbart werden.

Wegweisende Entwicklung in der Labordiagnostik
Bielefelder Mediziner für Innovation ausgezeichnet

Preisträger des Jörg Schwarzbich Inventor Awards Prof. Dr. med. Thorsten Kaiser, Dr. phil. nat. René Staritzbichler (v.l). © Universität Bielefeld / Stefan Sättele

Beim diesjährigen Neujahrsempfang der Rektorin der Universität Bielefeld am 17. Januar wurden Prof. Dr. med. Thorsten Kaiser, Chefarzt und Leiter des Instituts für Laboratoriums-medizin, Mikrobiologie und klinische Pathobiochemie und Dr. phil. nat. René Staritzbichler, Leiter für klinische Entscheidungsunterstützung und spektroskopische Medizin am Universi-tätsklinikum OWL der Universität Bielefeld mit dem renommierten Jörg Schwarzbich Inventor Award ausgezeichnet. Die beiden Mediziner erhielten den mit 40.000 Euro dotierten Preis für ihre wegweisende Entwicklung im Bereich der Labordiagnostik.

In ihrer Laudatio betonte Rektorin Professorin Dr. Angelika Epple die besondere Bedeutung der Arbeit von Thorsten Kaiser und René Staritzbichler: „Diese Innovation zeigt, wie Wissenschaft die Kraft besitzt, unser Leben nachhaltig zu verändern. Mit dem Zusammenspiel aus Künstlicher Intelligenz und intensiver Forschung wird hier ein Weg geebnet, der nicht nur die medizinische Diagnostik revolutioniert, sondern auch neue Maßstäbe für personalisierte Therapien setzt. Wir sind stolz, solch visionäre Arbeit an unserer Universität zu fördern“

Die Labordiagnostik ist ein zentraler Bestandteil der modernen Medizin, der entscheidende In-formationen für Diagnosen und Therapien liefert. Doch herkömmliche Verfahren sind oft auf-wendig, teuer und bergen Risiken, da sie nur spezifische, vorab definierte Biomarker messen und unbekannte Marker unentdeckt bleiben können. Hier setzt die Erfindung der beiden Mediziner an.

KI-gestützte Diagnostik ohne Reagenzien

Der “Spectimprover” ist ein neuartiges Diagnostiksystem, das mehrere Biomarker gleichzeitig messen kann, ohne auf Reagenzien angewiesen zu sein. Durch die Integration bioinformati-scher Algorithmen liefert das System nicht nur präzise Messergebnisse, sondern auch wertvolle Hinweise auf mögliche Erkrankungen oder medizinische Komplikationen. Da „Spectimprover“ ohne Reagenzien auskommt, reduziert er Kosten, schont Ressourcen und ermöglicht eine schnelle sowie umfassende Analyse von Proben wie Blut oder Urin.

Das Gerät nutzt die Ramanspektroskopie in Kombination mit Künstlicher Intelligenz, um die Analyse von Proben wie Blut oder Urin zu optimieren und dabei bislang unentdeckte Biomarker zu erfassen. Durch das Training der Künstlichen Intelligenz auf molekulare Marker werden die Ergebnisse mit jeder neuen Probe zudem weiter verbessert.

Was ist Ramanspektroskopie?

Die Ramanspektroskopie ist eine Methode, um die chemische Zusammensetzung und Struktur von Materialien zu untersuchen. Dabei wird das Material mit Laserlicht bestrahlt. Die Verände-rungen im Licht, die von den Molekülen der Probe ausgehen, liefern detaillierte Informationen über die Substanzen. Diese Technik wird unter anderem in der Medizin und der Materialfor-schung verwendet, da sie schnell, berührungslos und ohne chemische Zusätze funktioniert.

Der Weg zur praktischen Anwendung

Das Diagnostiksystem wird derzeit weiterentwickelt. Nach erfolgreichen wissenschaftlichen Studien und der Anmeldung eines europäischen Patents stehen nun die nächsten Schritte an: Weitere Patente werden angemeldet, und eine Ausgründung des Projekts wird geplant.

„Mit der Fördersumme möchten wir die Grundlage schaffen, um die Forschung unabhängig vo-ranzutreiben und nicht auf externe Geldgeber angewiesen zu sein. So können wir die Entwick-lung weiter intensivieren“, erläutert Professor Dr. med. Thorsten Kaiser die geplante Verwen-dung des Preises.

René Staritzbichler ergänzt: „Wir freuen uns über diesen Preis insbesondere deswegen, weil es sich um einen technologischen Fortschritt handelt, welcher nicht nur von akademischem Inte-resse ist, sondern vielen Menschen wirklich nutzen kann.“

Der Jörg Schwarzbich Inventor Award

Der Jörg Schwarzbich Inventor Award wird seit 2019 von der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) und der Universität Bielefeld verliehen. Mit diesem Preis werden außergewöhnliche wis-senschaftliche Erfindungen ausgezeichnet, die das Potenzial haben, das Leben der Menschen nachhaltig zu verbessern. Die Auszeichnung, die mit einem Preisgeld von 40.000 Euro dotiert ist, gehört zu den renommiertesten Ehrungen der Universität Bielefeld und würdigt Projekte, die so-wohl wissenschaftliche Exzellenz als auch praktische Anwendbarkeit vereinen.

Presseinformation der Universität Bielefeld

Klinikum Lippe entwickelt digitale Prozessunterstützung in der Sektorenübergreifenden Patientinnen- und Patientensteuerung

Im Rahmen eines Modellprojektes soll die Digitalisierung der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung erprobt werden, um so eine Ablösung der analogen Abläufe zu erreichen. Mit dem eigeninitiierten Projekt hatte sich das Klinikum Lippe im Verbund mit der Internationalen Hochschule SDI München bei einer bundesweiten Ausschreibung beworben und den Zuschlag erhalten. Die Projektförderung erfolgt durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG).

PD Dr. med. Johannes Tebbe Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie Klinikum Lippe © Klinikum Lippe

Die Projektidee stammt aus dem klinischen Versorgungsalltag der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie des Klinikum Lippe. Die reibungslose, transparente und effiziente sektorenübergreifende Patienten- und Patientinnensteuerung steht dabei im Fokus. Zunächst werden die bisherigen analogen Prozesse analysiert. Für eine patientenorientierte Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen sollen optimierte digitale Prozesse für das Zusammenspiel von ambulanter und stationärer Versorgung erprobt werden.

 

„Die Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie, mit einem hohen Anteil an Notaufnahmen einerseits, und einem breitgefächerten Portfolio ambulanter Versorgungsmöglichkeiten anderseits bietet sich dafür in besondere Weise an“, begründet Projektleiter Dr. med. Johannes Tebbe die Verortung des Modellvorhabens. Im Kern geht es darum, in welchem Setting des Versorgungsangebotes der jeweilige Patient mit seinen aktuellen Beschwerden am besten aufgehoben ist und am schnellsten fachärztlich versorgt werden kann. Wichtig dabei: Nicht immer ist ausschließlich die stationäre Behandlung die schnellste, zielführendste und beste Versorgungsart.

 

 

Prof. Clemens Lutsch
Professor für Human-centered Strategy und User Experience
© privat

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Internationalen Hochschule SDI München, die ihren Schwerpunkt u.a. im Bereich einer nutzerzentrierten, digitalen Kommunikation hat. Aufgaben des Projektmanagements wurden an die Firma Kneier Consulting vergeben, die über eine langjährige Kompetenz im Gesundheitssektor verfügt. Das Projekt will dabei Lösungswege suchen, die sich in erster Linie an den Bedürfnissen der Patienten und Patientinnen orientieren. „Patienten wünschen eine schnelle, fachkompetente Behandlung ohne lange Wartezeiten“, so Tebbe. „Wir werden den neu modellierten und teilautomatisierten Prozess in unserer Klinik steuern, testen und hinsichtlich seiner Wirksamkeit wissenschaftlich evaluieren“.

Dr.  Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikum Lippe, sieht das Klinikum durch die praxisorientierte, interdisziplinäre Projektidee zukunftsgerichtet aufgestellt: „Die Gesundheitspolitik fordert regelhaft den Ausbau der sektorenübergreifenden Versorgung. Deren Potenziale werden aber – auch im Sinne der Patientinnen und Patienten – noch nicht ausreichend gehoben. Die Projektförderung ermöglicht uns praktische Pionierarbeit in der täglichen Patientenversorgung. Bei Gelingen kann das Resultat unkompliziert auf andere medizinische Fachgebiete unseres Krankenhauses sowie auf weitere Regionen übertragen werden“.

„Nutzerzentrierte Systeme stehen im Mittelpunkt einer optimalen Kommunikation zwischen unterschiedlichen Beteiligten. Im Setting der Gesundheitsversorgung kommt einer optimierten Kommunikation jedoch eine besondere Bedeutung zu, auch im Hinblick auf die ethischen und interkulturellen Aspekte. Wir freuen uns sehr darüber, dieses innovative Projekt wissenschaftlich mit unserer Expertise begleiten zu können“, kommentiert Clemens Lutsch, Professor für Human-centered Strategy und User Experience, die Zusammenarbeit.

 

 

Ansprechpartner Klinikum Lippe

Ansprechpartner Internationale Hochschule SDI München

Prof. Dr. med. Christoph Redecker nimmt den Ruf der Universität Bielefeld auf die Professur für Transsektorale Neurologie an

Von links: Prof‘in Dr. Angelika Epple, Rektorin der Universität Bielefeld; Univ.-Prof. Dr. med. Christoph Redecker, Chefarzt der Universitätsklinik für Neurologie und Neurogeriatrie, Klinikum Lippe; Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL

Am 4. Juli 2024 hat Prof. Redecker die Berufungsurkunde aus den Händen der Rektorin der Universität Bielefeld, Prof’in Dr. Angelika Epple, erhalten. Herr Prof. Redecker, seit dem Jahr 2015 Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Lippe, wird damit das Fach an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld vertreten.

Prof. Redecker hat nach seinem Medizinstudium in Münster und Auslandsaufenthalten in den USA, Kanada, Israel und der Schweiz zunächst an der Universitätsklinik Düsseldorf und dann an der Universitätsklinik Jena eine eigenständige wissenschaftliche Arbeitsgruppe zur Schlaganfallforschung aufgebaut. Nach Habilitation im Jahre 2003 und Erwerb des Facharztes für Neurologie im Jahre 2004 wurde er zunächst Oberarzt an der Klinik für Neurologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dann leitender Oberarzt. Im Jahre 2008 erfolgte die Ernennung zum Außerplanmäßigen Professor der Universität Jena.

Seit seiner Ernennung zum Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie des Klinikums Lippe am Standort Lemgo konnte die Klinik weiter ausgebaut werden, sodass sie heute im stationären Bereich das gesamte Spektrum der neurologischen Erkrankungen abdeckt. Dies umfasst u.a. eine überregional zertifizierte Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit), die Parkinsonkomplexbehandlung, die neurogeriatrische Behandlung von älteren Patienten im gemeinsam mit der Klinik für Geriatrie betriebenen Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Lippe und den Aufbau einer neurologischen Frührehabilitationseinheit am Klinikum Lippe.

Mit der Berufung von Prof. Redecker wird die Klinik nun zur Universitätsklinik und zukünftig Forschungsprojekte in den Schwerpunkten Parkinson-Syndrom, chronische Folgen des Schlaganfalls, Demenz und kognitive Störungen bearbeiten. Dabei soll es vor allem um neue Versorgungsangebote gehen, die die Behandlung dieser Patientinnen und Patienten über die Grenzen der ambulanten und stationären Angebote hinaus verbessern. „Mit dem bereits bestehenden Lotsen-Modell beim Schlaganfall, den Gesundheitshelfern und dem 2023 gegründeten Parkinsonnetz OWL+ ist unsere Region ideal für die weiteren Arbeiten vorbereitet“, stellt Prof. Redecker heraus, der sich auf seine neue Aufgabe sichtlich freut.

„Damit ist die Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie nun auch aktiver Teil des Universitätsklinikum OWL,“ freut sich Dr. Hütte als Geschäftsführer des Klinikums „Auf dem Weg der Transformation unseres Klinikums zu einem universitären Spitzenversorger sind wir damit wieder einen Schritt weiter vorangekommen.“

Das Klinikum Lippe bildet gemeinsam mit dem Evangelischen Klinikum Bethel und dem Klinikum Bielefeld das Universitätsklinikum OWL der jungen Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld, die kein eigenes Universitätskrankenhaus betreibt. Der Studienbetrieb mit zunächst 60 Studierenden wurde im Jahr 2021 aufgenommen. Am Klinikum Lippe sind mit der Berufung von Herrn Prof. Redecker insgesamt sieben klinische Professuren besetzt: Kardiologie und Angiologie, Laboratoriumsmedizin und Klinische Pathobiochemie, Klinische Radiologie, Urologie, Gynäkologie und Geburtshilfe und Allgemein- und Viszeralchirurgie. Die Professuren für Gastroenterologie und Infektiologie und Hämatologie und Onkologie befinden sich in der Besetzungsphase.

Meilenstein in der Behandlung von Speiseröhrenkrebs

Speiseröhrenkrebs ist in den westlichen Industriestaaten auf dem Vormarsch: Jedes Jahr erkranken weltweit rund 85.700 Menschen neu an einem Adenokarzinom der Speiseröhre. Bislang standen zwei etablierte Behandlungsmethoden zur Verfügung – doch welche davon die bessere ist, war unklar.

Das hat Professor Dr. Jens Höppner, Leiter der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum OWL – Campus Lippe der Universität Bielefeld, mit einem interdisziplinären Team nun in einer Studie untersucht. Das Ergebnis dieser Studie könnte die Leitlinien für die Behandlung von Speiseröhrenkrebs weltweit verändern.

Die ESOPEC-Studie, die in einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt wurde, hatte das Ziel, zwei gängige Therapiemethoden direkt zu vergleichen. Beteiligt daran waren 25 auf Krebs spezialisierte Einrichtungen in Deutschland. „Grundsätzlich lässt sich der Krebs nur durch eine Operation heilen, wenn er noch nicht gestreut hat“, sagt Höppner, der die Studie geleitet hat. „Die Heilungschancen steigen jedoch erheblich, wenn die Operation mit zusätzlichen Therapien kombiniert wird.“

Übergewicht als Risikofaktor

Untersucht wurden in der Studie sogenannte Adenokarzinome. Diese Krebsart entsteht im unteren Teil der Speiseröhre am Übergang zum Magen und entwickelt sich aus Drüsengewebe. Aus-gelöst wird diese Krebsart vor allem dadurch, dass Säure aus dem Magen aufsteigt und die Speiseröhre reizt. Daraus können sich Zellveränderungen und schließlich auch Krebs entwickeln. Übergewicht, bei dem Magensäure in die Speiseröhre gedrückt wird, gilt als einer der Hauptrisikofaktoren. Auch Rauchen, Alkohol und eine fettreiche Ernährung erhöhen das Risiko. „Die Häufigkeit dieser Krebsform hat sich in den letzten 30 Jahren versiebenfacht“, so Höppner.

Vergleich zweier Methoden

Die ESOPEC-Studie verglich zwei Behandlungsmethoden: eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie vor der Operation („CROSS“) und eine Chemotherapie sowohl vor als auch nach der Operation („FLOT“), die auch als perioperative Chemotherapie bezeichnet wird. „Beide Methoden sind besser als eine alleinige Operation“, betont Höppner. „Bislang galten beide Ansätze als gleichwertig, aber wir sind die ersten, die eine solche vergleichende Studie durchgeführt haben.“

Zwischen 2016 und 2020 nahmen 438 Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland an der Studie teil. Der Krebs hatte sich bei ihnen noch nicht ausgebreitet. Bis 2023 wurde nachverfolgt, wie viele Personen einen Rückfall erlitten und wie viele an der Krankheit gestorben waren. „Wir haben ein klares Ergebnis erzielt“, sagt Höppner. Betroffene, die vor und nach der Operation eine Chemotherapie erhalten hatten, lebten im Durchschnitt 66 Monate – ganze 29 Monate länger als diejenigen, die nur vor der Operation eine Chemo- und Strahlentherapie erhalten hat-ten. Dies entspricht einem rund 30 Prozent niedrigeren Sterberisiko. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die perioperative Chemotherapie die Überlebenschancen bei Speiseröhrenkrebs erheblich verbessert.“

Auswirkung auf Leitlinien erwartet

Die Ergebnisse der ESOPEC-Studie präsentierte Professor Höppner kürzlich auf der Plenarsitzung der ASCO-Jahrestagung in den USA, der weltweit wichtigsten Onkologie-Konferenz, die von der American Society of Clinical Oncology (ASCO) organisiert wird, vor 10.000 Zuhörerenden. „Ich erwarte, dass die nationalen und internationalen Leitlinien für die Behandlung von Speiseröhrenkrebs angepasst werden“, so der Chirurg. „Die Einführung der perioperativen Chemotherapie als Standardbehandlung wird die Heilungschancen vieler Patienten verbessern und ihnen mehr Lebenszeit schenken.“

Es wird am Universitätsklinikum OWL intensiv zu Speiseröhrenkrebs geforscht. Professor Dr. Jens Höppner leitet eine weitere deutschlandweite Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. „Bei etwa 20 Prozent der Patientinnen und Patienten werden nach der Vorbehandlung mit Chemotherapie oder Strahlentherapie keine Krebszellen mehr gefunden“, sagt er. „Wir wollen in der Studie herausfinden, ob wir diesen Patientinnen und Patienten eine belastende Operation ersparen können.“

Interessierte können sich im Studiensekretariat melden, um an dieser Studie teilzunehmen. Ansprechpartnerin ist Verena Vanessa Gärtner, Telefon
05231 72-5494, verenavanessa.gaertner@klinikum-lippe.de.

Originalveröffentlichung: Jens Hoeppner, Thomas Brunner, Florian Lordick, et al.: Prospective randomized multicenter phase III trial comparing perioperative chemotherapy (FLOT protocol) to neoadjuvant chemora-diation (CROSS protocol) in patients with adenocarcinoma of the esophagus (ESOPEC trial), erschienen im Journal of Clinical Oncology, Volume 42, Number 17_suppl, https://doi.org/10.1200/JCO.2024.42.17_suppl.LBA1

Gesundheitsforschung ist 2024 eines der TOP-Themen für das Klinikum Lippe als Teil des Universitätsklinikum OWL…

Mentoring-Programm movement.med ist gestartet

Medizinische Fakultät OWL fördert Frauen auf dem Weg zur Führungsposition in Forschung, Klinik und Management – auch am Klinikum Lippe

Die Universität Bielefeld hat ein Mentoring-Programm für die Medizin aufgebaut. Die ersten Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen aus den drei Trägerkliniken des Universitätsklinikums OWL und der Medizinischen Fakultät OWL wurden am 31. März 2023 feierlich willkommen geheißen.

Eröffneten feierlich die neue Mentoring-Programmlinie für die Medizin: Mathias Kreft, Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Bethel, Professorin Marie I. Kaiser, Prorektorin für Personalentwicklung und Gleichstellung der Universität Bielefeld, Professor Björn Spittau, Prodekan für Forschung und Karriereentwicklung der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld, Yvonne Vogelpohl, Referentin für Forschung des Klinikums Bielefeld, Lisa Hillmer, Referentin Forschungskoordination am Klinikum Lippe (v.l.)
Copyright: Universität Bielefeld / Fotograf: Gregor Herse

„Wir freuen uns sehr, am movement.med Programm der Medizinischen Fakultät OWL beteiligt zu sein. Gerade für Ärztinnen ist der Spagat zwischen der Arbeit in der Klinik und der Bearbeitung eigener Forschungsprojekte besonders groß. Eine fortlaufende Beteiligung an Forschungsprojekten ist aber eine wichtige Voraussetzung für eine Karriere in der Hochschulmedizin. Das movement.med Programm unterstützt deshalb die Teilnehmerinnen dabei, ihren Karriereweg zu verfolgen und stellt so ein attraktives Angebot für hochqualifizierte Klinikerinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen dar“, sagt Lisa Hillmer, die als Forschungskoordinatorin das Projekt für das Klinikum Lippe begleitet.

„movement.med“ ist ein Programm der geschlechtergerechten Personalentwicklung. Hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen werden hier in ihrer Karriereentwicklung gefördert. Die Teilnehmerinnen können sich im Rahmen von Mentoring-Beziehungen mit erfahrenen Personen aus der Hochschulmedizin besprechen und Einblicke in die ungeschriebenen Regeln des Wissenschafts- und Klinikbetriebs gewinnen. Außerdem tauschen sie sich in interdisziplinären Peer-Gruppen zu den Herausforderungen des wissenschaftlichen und klinischen Alltags aus. Ergänzend dazu werden Trainings zu karriererelevanten Themen angeboten. Der Fokus des Programms liegt darauf, den Blick für die eigenen Prioritäten zu schärfen, tragfähige Perspektiven für die Zukunftsgestaltung zu entwickeln und entsprechende Handlungsstrategien auszuloten.

Das Mentoring-Angebot für Medizinerinnen besteht aus zwei Programmlinien, gestaffelt nach Karrierestufen. Die Programmlinie „movement.med I early career“ für die frühe Karrierephase dauert 18 Monate und ist im September 2022 in die erste Runde gegangen. Die Programmlinie „movement.med I advanced career“ für die fortgeschrittene Karrierephase dauert zwei Jahre und hat im März 2023 begonnen.

Anlässlich der feierlichen Eröffnung der neuen Programmlinien betont Professorin Marie I. Kaiser, die Prorektorin für Personalentwicklung und Gleichstellung: „Geschlechtergerechtigkeit ist eines der zentralen strategischen Ziele der Universität Bielefeld. Das Mentoring-Programm movement ist außerdem seit elf Jahren ein wichtiges Instrument unserer Karriereförderung.“ Über 400 Studentinnen, Doktorandinnen und promovierte Wissenschaftlerinnen mit Interesse an einer wissenschaftlichen Laufbahn haben seit dem Start an diesem Karriereentwicklungsprogramm teilgenommen. Mit der Medizin kommt nun eine neue Zielgruppe mit einem speziellen Arbeitsumfeld hinzu.

Für Professorin Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL, ist ein eigenes Mentoring-Programm für die Medizin ein „‘must have‘. Studien zufolge unterliegt der Zugang zu Netzwerken einem starken Gender Bias. Das heißt: Frauen haben deutlich weniger Chancen eingebunden und gefördert zu werden. Genau hier setzen seit den 90er Jahren formale Mentoring-Programme an und wollen Lücken schließen. Mittlerweile haben über 90 Prozent der Hochschulmedizin-Standorte solche Programme etabliert und ich freue mich sehr, dass wir in Bielefeld nun auch mit zwei Programmlinien aktiv Frauen dabei unterstützen, im klinischen oder medizinnahen Bereich Führungsverantwortung zu übernehmen.“

Das hiesige Programm erstreckt sich auf die Fakultät und das Universitätsklinikum Ostwestfalen-Lippe.

Urologie des Klinikums Lippe ist Universitätsklinik

Univ.-Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert hat den Ruf der Universität Bielefeld auf die Professur für Urologie im Februar 2023 angenommen. Der 57-Jährige leitet die Universitätsklinik für Urologie und ist Inhaber des Lehrstuhls für Urologie der medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld.

„Die Klinik für Urologie genießt ein herausragendes Ansehen, auch über die Landesgrenzen hinaus. Für die Weiterentwicklung der Klinik ist daher die Ernennung zur Universitätsklinik ein wichtiger Schritt. Von den verstärkten Forschungsaktivitäten und innovativen Behandlungsmethoden werden insbesondere unsere Patientinnen und Patienten profitieren“, sagt Klinikgeschäftsführer Dr. Johannes Hütte.

Univ.-Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert ist seit 2019 in leitender Funktion und seit 2022 Chefarzt der Universitätsklinik für Urologie am Klinikum Lippe. Neben der Forschung und Lehre am UK OWL sind ihm besonders die Erweiterung minimalinvasiver Operationsmethoden, die Einführung neuer und besonders schonender Therapien sowie der Ausbau der urologischen Robotik ein wichtiges Anliegen.

Gesundheitskiosk Hörstmar lädt ein: Gesundheit & Internet

Wo finde ich seriöse Gesundheitsinformationen im Internet? Diese Frage treibt uns regelmäßig um wenn wir, z.B. über die ärztliche Information hinaus, mehr Hintergrundwissen zu eigenen Erkrankungen oder denen im Familien- und Bekanntenkreis suchen. Schnell wird „Dr. Google“ befragt. Doch häufig widersprechen sich die Informationen im Netz und lassen die Suchenden ratlos zurück.

Aufklärung gibt es im Gesundheitskiosk Hörstmar am 18. November 2021 um 18.00 Uhr. Anja Rethmeier-Hanke vom Klinikum Lippe informiert in einer Veranstaltung der Reihe „Gesundheitskiosk Hörstmar lädt ein“ über Qualitätsmerkmale für gute Informationsseiten und Warnhinweise für zumindest fragliche Informationen. Außerdem wird eine Auswahl an Informationsportalen mit verlässlichen Gesundheitsinformationen vorgestellt.


In der Veranstaltungsreihe „Gesundheitskiosk Hörstmar lädt ein“ werden aktuelle Gesundheitsthemen von Beschäftigten des Klinikum Lippe praktisch erläutert und diskutiert. Nach den Themen „Gesunder Rücken“ und „Schlaganfall“ steht am 18. November 2021 von 18.00 bis 19.30 das Thema „Seriöse Gesundheitsinformationen im Internet finden“ auf der Agenda. Die Veranstaltung wendet sich insbesondere an interessierte Laien. Der Gesundheitskiosk Hörstmar ist ein gemeinsames Projekt der Alten Hansestadt Lemgo, des Klinikum Lippe sowie Diakonie ambulant e.V. und wird mit LEADER-Mitteln gefördert.


Veranstaltungsort: Gesundheitskiosk Hörstmar, Am Sportplatz 7 (Dorfbegegnungshaus)

Die Veranstaltung ist kostenlos.

Anmeldungen bitte unter Telefon 05261 7009639.

Es gelten die 3-G-Regeln, ein entsprechender Nachweis ist mitzuführen.

Unterstützung der Gesundheitsforschung des 21. Jahrhunderts
Apotheken spenden 60.000 Euro zur Förderung der Biobank

Im Januar starteten fünf lippische Apotheker in neun Filialen die Aktion „FFP2-Masken aus der Apotheke: Coupon einlösen und Gutes tun!“. Hintergrund war die bundesweite Ausgabe der medizinischen Masken an Anspruchsberechtigte in den örtlichen Apotheken. Jede Person, die einen entsprechenden Coupon vorlegen konnte, musste für die Maskenausgabe einen Eigenanteil von 2 Euro zahlen. Diesen wollten die Apotheker für einen guten Zweck spenden. Auf diese Weise sind rund 50.000 Euro zusammengekommen, die von den Apothekern noch einmal aufgestockt wurden. So konnte sich die Gesundheitsstiftung Lippe in dieser Woche über einen Scheck über insgesamt sagenhafte 60.000 Euro freuen.

Das Geld wird der Medizinforschung zu Gute kommen und soll am Klinikum Lippe in die Biobank investiert werden. „Wir sind mit dem Campus Klinikum Lippe Teil des Universitätsklinikum OWL und werden uns daher in der Zukunft noch verstärkter im Bereich der Forschung engagieren“, sagt Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikum Lippe und stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Gesundheitsstiftung Lippe.

Die sogenannte „Krankheitsspezifische Biobank“ ist bereits seit Jahresbeginn am Klinikum Lippe etabliert. Mit ihr können unterschiedliche Proben von Personen, wie zum Beispiel Körperflüssigkeiten oder Gewebe, eingelagert werden. Zu den Proben werden dann weitere Informationen gespeichert, wie Krankheitsgeschichte, Alter oder Lebensumstände. Die Proben können mittels Kryokonservierung – Einfrieren in flüssigem Stickstoff – gelagert und zu speziellen Fragestellungen zu einem späteren Zeitpunkt analysiert werden. Die Biobank ist somit wichtiger Bestandteil der Gesundheitsforschung des 21. Jahrhunderts. Durch die Förderung unserer medizinischen Forschung können wir nicht nur die Biobank ausbauen, sondern sind Teil eines nationalen Forschungsnetzwerkes, welches uns den unmittelbaren Anschluss an die universitäre Forschung ermöglicht.

„Die Gesundheitsstiftung hat seit ihrer Gründung immer wieder viele kleine Initiativen gefördert, aber insbesondere auch große Projekte wie den Bau der Familienklinik maßgeblich ermöglicht. Aktuell haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das Klinikum Lippe als universitäre Einrichtung zu unterstützen. Forschung braucht Ressourcen – personell, strukturell, räumlich und finanziell“, betont Christian Ritterbach, Geschäftsführer der Gesundheitsstiftung Lippe. Ihm ist auch bewusst: „Dass örtliche Unternehmen uns in dieser für die Gesundheit der Bevölkerung und die Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes OWL so wichtigen Aufgabe unterstützen, ist keinesfalls immer selbstverständlich. Herzlichen Dank noch einmal an die fünf Apotheker für diese spontane und grandiose Aktion.“

An der Spenden-Aktion beteiligt waren:
• Einhorn-Apotheke in Barntrup
• Heutor-Apotheke in Blomberg
• Bahnhof-Apotheke in Detmold
• Hof-Apotheke in Detmold
• Medicum-Apotheke in Detmold
• Paulinen-Apotheke in Detmold
• Hirsch-Apotheke in Lage
• Ross-Apotheke in Lage
• Medicum-Apotheke in Lemgo

Mehr Informationen zur Gesundheitsstiftung Lippe finden Sie auch unter: Gesundheitsstiftung Lippe.

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