Lungenkrebszentrum Lippe zertifiziert

v.l.n.r.: Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, Leiter des Lungenkrebszentrums Lippe und Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie; Dr. Hagen Vorwerk, Leiter des Lungenkrebszentrums Lippe und Chefarzt der Klinik für Pneumologie; Anastasiia Burylova, Koordinatorin des Lungenkrebszentrums Lippe; Dr. Markus Kindermann, Leitender Oberarzt der Klinik für Pneumologie; Chantale Franz, Qualitätsmanagementbeauftragte des Lungenkrebszentrums Lippe

Das Lungenkrebszentrum Lippe am Klinikstandort Lemgo wurde im Sommer von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Das Klinikum Lippe gehört somit zu den insgesamt 20 zertifizierten Lungenkrebszentren* in Nordrhein-Westfalen (NRW). Lediglich in 15 anderen Städten in NRW* sind Lungenkrebszentren, welche die hohen Zertifizierungsanforderungen der DKG erfüllen, zu finden. In der gesamten Region Ostwestfalen-Lippe mit 2 Millionen Einwohnern existierte bisher lediglich ein zertifiziertes Zentrum. Für Lungenkrebspatientinnen und -patienten aus dem Kreis Lippe bis hinein ins Weserbergland verbessert sich damit die Versorgung – und das auf einem nachgewiesen, hohen medizinischen Niveau.

Mit dem Slogan „Lunge? Lemgo!“ trat Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner im Jahr 2022 als neuer Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie seinen Dienst an. Die nun erreichte Zertifizierung des Lungenkrebszentrums Lippe war von Beginn an sein erklärtes Ziel. Heute sagt er: „In den vergangenen anderthalb Jahren haben wir die Lungenkrebsmedizin am Standort Lemgo weiter ausgebaut, die Thoraxchirurgie modernisiert und ein Netzwerk von Fachleuten aufgebaut. Ein großer Vorteil dabei war, dass wir auf dem umfassenden Leistungsspektrum des Klinikums Lippe aufbauen konnten. Pneumologie, Thoraxchirurgie, Onkologie, Strahlentherapie und Radiologie an einem Krankenhaus, das war für die Zertifizierung von großem Vorteil. Ich freue mich, dass wir gemeinsam als Team mit vielen Beteiligten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen und Berufsgruppen im Zertifizierungsaudit überzeugen konnten. Mein großer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die uns unterstützt haben.“

Doch auch nach der erfolgreichen Zertifizierung will und muss Groetzner mit seinem Team am Ball bleiben, denn „Ein zertifiziertes Zentrum bringt Vorteile für Patientinnen und Patienten sowie die zuweisenden Ärztinnen und Ärzte, weil die Therapie zwar individuell erfolgt, aber gleichzeitig die Abläufe gemäß der geltenden Leitlinien standardisiert sind. Ein wichtiger Faktor ist dabei eine große Anzahl von Patientinnen und Patienten zu operieren und auch zu überprüfen, wie es ihnen nach der Operation geht. Wir müssen also qualitativ so gut sein, dass wir überregional bekannt sind und sich unser Einzugsbereich erweitert, insbesondere auch bei den Haus- und Fachärzten. Diese haben übrigens immer auch die Möglichkeit, an unseren Tumorkonferenzen teilzunehmen. Sie bleiben also auch nach der Überweisung an die Klinik ein wichtiger Behandlungspartner.“

Auch Kooperationen, die Bestandteil der Vorgaben für das DKG-Zertifikat sind, sind dafür eine gute Gelegenheit. So arbeitet das Lungenkrebszentrum Lippe beispielsweise mit Praxen in Hameln zusammen. Dazu sagt der Chefarzt: „Netzwerke über die Grenzen eines Bundeslandes hinaus sind heute noch selten, aber unbedingt notwendig. Wir müssen auf die Landkarte schauen, wenn wir sinnvolle Kooperationen eingehen wollen. Und da ist dann das Einzugsgebiet und nicht die Grenze eines Bundeslandes entscheidend. Nur so können wir den Menschen eine wohnortnahe Versorgung auf hohem Niveau bieten. Dabei sollte man auch die Auswirkungen der universitären Ausrichtung unseres Krankenhauses nicht unterschätzen. Mit dem Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld haben wir die Möglichkeit und auch Verpflichtung klinische Forschung zu betreiben. Unsere Patientinnen und Patienten erhalten so durch die Teilnahme an klinischen Studien die Chance von neuen Therapieformen direkt als Erste zu profitieren.“

 *Quelle: Übersicht aller von der DKG-zertifizierten medizinischen Zentren auf der Internetseite OncoMap, https://www.oncomap.de/ (Zugriff September 2024)

Klinik für Pneumologie hat neuen Chefarzt

Dr. Hagen Vorwerk übernimmt in Lemgo

Das Klinikum Lippe begrüßt ganz herzlich Dr. med. Hagen Vorwerk als neuen Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin. Der gebürtige Bünder hat seine Position am Klinikstandort Lemgo zum 1. Januar 2024 angetreten.

Dr. Vorwerk bringt fast zwanzig Jahre klinische Erfahrung auf dem Fachgebiet der Inneren Medizin und der Lungenheilkunde (Pneumologie) mit nach Lippe. Er studierte zunächst an der Universität Münster und war dann als Assistenzarzt am Evangelischen Krankenhaus Bethel in Bielefeld sowie am Westdeutschen Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen beschäftigt. Als Facharzt arbeitete er unter anderem am Clemenshospital Münster und später am Universitätsklinikum Münster. Zuletzt war der 46-Jährige als Chefarzt für Pneumologie am Klinikum Osnabrück tätig. Zu seiner neuen Wirkungsstätte sagt er: „Ich freue mich auf die Herausforderung, die Klinik für Pneumologie am Klinikum Lippe zu übernehmen. Wir haben hier in Lemgo herausragende Möglichkeiten, gemeinsam mit der Klinik für Onkologie, der Klinik für Thoraxchirurgie, unserer sehr guten und zertifizierten Weaning-Station und den anderen Fachgebieten und diversen Berufsgruppen Lungenheilkunde auf Top-Niveau anzubieten.“

Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums Lippe, sagt anlässlich der Neueinstellung: „Wir heißen Herrn Dr. Vorwerk herzlich im Team Klinikum Lippe willkommen. Ganz bewusst haben wir den Schwerpunkt Lungenheilkunde in der Vergangenheit am Standort Lemgo immer gestärkt und mit weiteren Disziplinen, wie der Thoraxchirurgie, stetig ausgebaut. Es ist uns wichtig, auch weiterhin das gesamte Versorgungsspektrum für Menschen mit Lungenerkrankungen in Lippe anzubieten. Ich bin mir sicher, dass wir mit Herrn Dr. Vorwerk einen neuen Chefarzt gefunden haben, der unsere Ziele unterstützt und mit seinem Team die Lipperinnen und Lipper optimal versorgt.“

Die Klinik für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin des Klinikums Lippe befindet sich am Standort Lemgo. Sie deckt das gesamte Spektrum der Lungenerkrankungen – von COPD, über Asthma bronchiale, Lungenkrebs, Lungenentzündungen und Schlafapnoe – ab. Zur Zuständigkeit dieser Klinik gehören außerdem die Bereiche Intensiv- und Beatmungsmedizin am Klinikstandort Lemgo, das Schlaflabor und das von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie zertifizierte Weaningzentrum mit Dialyse. Die Fachklinik ist Teil des Lungenzentrums Lippe, des Lungenkrebszentrums Lippe und des Onkologischen Zentrums Lippe.

Segmentektomie mittels VATS/ICG am Klinikum Lippe
Neue Operationsmethode für Lungenkrebspatienten in Lemgo

Jörg Siemann hat schon einiges hinter sich. Nach einer Darmkrebserkrankung fanden sich im Rahmen einer Routineuntersuchung auffällige Gewebeneubildungen im Bereich der Lunge. Beschwerden machten diese ihm nicht, aber seine behandelnden Ärzte rieten ihm aufgrund der Vorerkrankung dennoch zum schnellen Handeln. Ein Termin in der Klinik für Thoraxchirurgie in Lemgo brachte dann die Gewissheit: Der 73-Jährige hatte nun auch noch einen Tumor in der Lunge. „Herr Siemann ist einer der ersten Patienten, die wir am Klinikum Lippe mittels Segmentektomie operiert haben. Diese Operationsmethode ist der neue Trend in der Lungenkrebschirurgie“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Klinikum Lippe und Leiter des Lungenkrebszentrums Lippe.

Ein Lungenflügel ist anatomisch in Lappen und diese wiederum in zwei bis fünf Segmente aufgeteilt. Ein Lungensegment ist also sozusagen die kleinste Einheit der Lunge. „Wenn es uns als Chirurgen daher möglich ist, bei einer notwendigen Lungengewebsentfernung nur ein Segment statt eines ganzen Lungenlappens zu entfernen, profitiert der Patient davon. Schließlich führt jede Reduzierung des Lungengewebes zwangsläufig ja auch zur verminderten Lungenkapazität und die Patienten leiden möglicherweise unter Luftnot und Kurzatmigkeit“, betont Groetzner.

Der erfahrene Lungenchirurg sagt weiter: „Wichtig ist für uns Chirurgen und die Lebensqualität der Patienten immer, dass der Tumor im gesunden Gewebe also komplett entfernt wird. Soll heißen, dass wir zwar so wenig Gewebe wie möglich entfernen wollen, um die Lungenkapazität bestmöglich zu erhalten, aber dennoch einen gewissen Sicherheitsabstand zum Tumor einhalten müssen, um die Gefahr des Wiederauftretens von Krebs zu minimieren. Eine erst kürzlich im Fachmagazin The Lancet veröffentlichte Studie aus Japan verglich deshalb die Effektivität und die Lebenserwartung der Patienten nach einer Segmentektomie mit der bisher üblichen Lobektomie, bei der statt eines Lungensegments ein ganzer Lungenlappen entfernt wird. Das Erstaunliche daran ist, dass bei kleineren Lungentumoren, also bösartigen Geschwüren, die kleiner als zwei Zentimeter sind, die deutlich schonendere Segmentektomie mindestens genauso gute Ergebnisse erzielt.“

Die Segmentektomie ist aufgrund der Lungenanatomie deutlich anspruchsvoller als die Entfernung eines ganzen Lungenlappens, da die Segmentgrenzen mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Um diese dennoch darzustellen, nutzen die Chirurgen die sogenannte ICG-Technik. Der Chefarzt erklärt: „Die Durchblutung des befallenen Segmentes wird unterbrochen und in die Blutgefäße des Patienten wird der Farbstoff Indocyaningrün gespritzt. Mittels einer Infrarotkamera leuchten die gesunden Lungensegmente grün, das befallene Segment jedoch nicht, sodass dieses an der ersichtlichen Segmentgrenze abgesetzt wird. Weil wir die Operation über kleine Hautschnitte und videoassistiert durchführen sprechen wir von der VATS/ICG der „Video Assisted Thoracoscopic Surgery“/„Indo-Cyanin-Green“ – also videoassistierte Lungenchirurgie mit ICG-Darstellung.“

Bei der Einführung der neuen OP-Technik erhielt das Team um Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner prominente Unterstützung. Im August war Prof. Dr. René Horsleben Petersen vom Rigshospitalet Copenhagen am Klinikum Lippe in Lemgo zu Gast. Petersen verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der minimalinvasiven Thoraxchirurgie, hat in den letzten zehn Jahren ein VATS-Segmentektomie-Programm entwickelt und bis dato über 350 Operationen dieser Art mit guten Ergebnissen durchgeführt. Erst kürzlich veröffentlichte er im British Journal of Surgery eine Studie, dass die mittlere Krankenhausverweildauer nach einer Standard-VATS-Lobektomie in Dänemark zwei Tage beträgt.

Ganz so schnell war Jörg Siemann nicht wieder auf den Beinen. Dennoch konnte er nach einer Woche bereits wieder nach Hause entlassen werden. Im Gespräch mit dem Chefarzt, gut anderthalb Wochen nach der Operation, berichtet er, dass die Spaziergänge mit seiner Frau schon immer ausgedehnter werden. Für einen Patienten, der gerade erst an der Lunge operiert wurde, keine Selbstverständlichkeit.

Triggerwarnung: Folgende Videos enthalten Aufnahmen einer realen Operation.

Lunge? Lemgo!

Neue OP-Methode in der Thoraxchirurgie

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikstandortes Lemgo sind an der Versorgung von Lungenpatienten beteiligt. Bei einer internen Veranstaltung zum Start des Lungenkrebszentrums Lippe tauschten sich Geschäftsführung, Chefärzte, Fachärzte und Pflegekräfte über die Ziele und die notwendigen Schritte zur Zertifizierung aus.

„Wenn man Probleme mit der Lunge hat, muss man nach Lemgo kommen!“: Das ist das erklärte mittelfristige Ziel von PD Dr. med. Jan Groetzner, der seit Jahresbeginn Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Standort Lemgo des Klinikums Lippe ist. Neben frischem Wind für seine Klinik und das Lungenzentrum Lippe bringt der 52-Jährige neue OP-Methoden und ambitionierte Vorhaben mit.

Bisher galt am Klinikum Lippe, dass Patientinnen und Patienten, die sich einer Lungenoperation unterziehen müssen, dafür in Vollnarkose intubiert werden mussten. Seit Mai ist damit Schluss. Die sogenannte niVATS gehört nun auch zum Leistungsspektrum des Klinikums Lippe in Lemgo. Die Bezeichnung VATS steht für „Video Assisted Thoracoscopic Surgery“ und bedeutet, dass der Lungenchirurg während der Operation über einen Bildschirm den zu operierenden Bereich genau sehen und seine Instrumente zielgerichtet steuern kann. Bei der niVATS erfolgt dieser Eingriff in leichter Sedierung und ohne Intubation. „Für viele Patienten ist diese minimalinvasive OP-Methode wesentlich vorteilhafter, gerade wenn Begleiterkrankungen bestehen, die ein gewisses Narkoserisiko bedeuten. Auch Komplikationen wie eine OP-bedingte Lungenentzündung können durch die niVATS vermieden werden, weil wir ja nicht intubieren müssen“, sagt PD Dr. Jan Groetzner. Es ist ihm wichtig, seine Patienten „möglichst immer minimalinvasiv zu operieren. Da gehört die niVATS ebenso wie andere Verfahren, die wir mehr und mehr auch hier in Lemgo einsetzen, einfach dazu, weil wir wissen, dass die Patienten davon profitieren.“

Auch den Aufbau des Lungenkrebszentrums Lippe treibt der neue Chefarzt mit viel Engagement voran. Neben der Thoraxchirurgie befinden sich am Standort Lemgo auch die Klinik für Onkologie und Hämatologie, die Strahlentherapie, die Nuklearmedizin mit neuem PET/CT sowie die Klinik für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin. „Das sind ideale Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des Lungenzentrum Lippe und unsere angestrebte Zertifizierung als Lungenkrebszentrum Lippe. Schließlich arbeiten am Standort Lemgo rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon kümmert sich ein Großteil um Erkrankungen der Lunge vom Asthma bis zur Krebserkrankung“, so Groetzner. Die vorhandenen Kompetenzen will er in den nächsten Monaten bündeln und weiterentwickeln.

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