HFU-Schwerpunktklinik erneut zertifiziert
Strukturierte Herzinsuffizienzversorgung führt zurück ins Leben
Kardiologie am Klinikum Lippe erneut als HFU-Schwerpunktklinik zertifiziert
Als sich Herr M. vor drei Wochen in der Herzinsuffizienzambulanz am Klinikum Lippe vorstellte, kam er zuhause kaum noch die Treppe zum Schlafzimmer hoch: Nach wenigen Schritten rang er nach Luft, die Beine waren so dick geschwollen, dass er sie in den Knien nicht mehr richtig beugen konnte. In der Herzinsuffizienzambulanz erkannte Oberärztin Dr. Roja Soutodeh sofort die Dringlichkeit der Situation und teilte Herrn M. mit: „Wir müssen Sie spätestens morgen stationär aufnehmen. Sie haben eine Dekompensation.“
Mit Dekompensation ist ein fortgeschrittener Krankheitszustand bei Herzschwäche gemeint, bei dem viel Wasser in Lunge und Gewebe eingelagert wird, weil die linke Herzkammer nicht mehr genug Blut durch den Körper pumpen kann. Über vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Herzinsuffizienz. Die Erkrankung ist häufigster Aufnahmegrund zur stationären Behandlung und potentiell lebensbedrohlich: Ohne optimale Behandlung sterben über die Hälfte der Patienten innerhalb von fünf Jahren nach Diagnosestellung.
Vor ein paar Tagen konnte Herr M. nach Hause entlassen werden. In drei Wochen intensiver medikamentöser Entwässerungstherapie konnten die Spezialisten am Klinikum Lippe insgesamt 22 Liter Wasser aus dem Körper entfernen. „Endlich kann ich wieder allein meine Beine ins Bett heben und mich ohne Luftnot bewegen“, erzählt er heute zufrieden.
„Die Behandlung der Herzschwäche ist in den letzten Jahren immer komplexer geworden. Durch Kombination mehrerer hochwirksamer Herzmedikamente mit neuen Entwässerungstherapeutika konnten wir hier unserem Patienten helfen“, so Prof. Dr. Stephan Gielen, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin. Und er ergänzt: „Wichtig für eine umfassende Versorgung sind aber auch eine gute Infrastruktur für Diagnostik und Therapie von Herzkrankheiten und Kooperation mit anderen Experten aus Herzchirurgie, Rhythmologie, Nuklearmedizin, Psychosomatik und vor allem den Internisten und Hausärzten im Kreis Lippe. Als dritte Klinik bundesweit wurden wir 2017 als HFU-Schwerpunktklinik zertifiziert, nun haben wir die Rezertifizierung mit Bravour bestanden.“
HFU steht für Heart Failure Unit. Kliniken, Praxen und Ärztenetzwerke, die eine HFU-Zertifzierung haben, müssen strukturierte Behandlungspfade für Herzinsuffizienzpatienten nach aktuellen Leitlinien nachweisen und Patienten eine Versorgung durch spezialisierte Schwestern und Ärzte anbieten – ambulant wie stationär. „Wir haben mit Dr. Roja Soutodeh eine ausgewiesene Spezialistin für Herzinsuffizienz und Kunstherzbehandlung in unserer Ambulanz. Vier Heart Failure Nurses, speziell geschulte Pflegekräfte, helfen den Betroffenen, mit ihrer Krankheit besser zurechtzukommen. Sie unterstützen Patienten und Angehörige auch bei der Nachsorge nach einem stationären Aufenthalt”, erklärt der Chefarzt.
Aktuell gibt es in Deutschland 56 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierte HFU-Schwerpunktkliniken, von denen insgesamt sieben – unter ihnen die Kardiologie des Klinikum Lippe – rezertifiziert sind. „Wir freuen uns über eine tolle Leistung des gesamten Teams“, betont Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikum Lippe. Er ist überzeugt, dass die zertifizierten Strukturen ein ebenso wichtiger Baustein für eine gute regionale Gesundheitsversorgung und die Zukunft des Klinikum Lippe sind, wie das biplane Herzkatheterlabor, welches noch in diesem Jahr in Betrieb gehen wird.